8. März 1979: Tausende iranische Frauen ziehen auf die Straßen. Sie demonstrieren gegen das von Ayatollah Khomeini durchgesetzte islamische Gesetz, das den Hidschab über Nacht zur Pflicht macht und den Frauen alle Rechte entzieht – darunter das Sorgerecht für ihre Kinder im Falle einer Scheidung und sogar das Recht, ohne die Zustimmung ihres Mannes zu reisen. Unter den Demonstrantinnen sind Lehrerinnen, Anwältinnen und Hausfrauen. Aber islamische Zeitungen beschreiben die Demonstrantinnen damals als eine Versammlung von „ein paar hundert Schlampen“.
Da es 1979 keine alternativen Medien im Iran gibt, ist die Bewegung kaum in der Lage, die Öffentlichkeit zu erreichen. Die analoge Welt kann die iranische Regierung kontrollieren, mit Zensur und Gewalt.
Doch mit der Verbreitung des Internets und dem Erstarken der Redaktionellen Gesellschaft entziehen sich immer mehr iranische Bürger:innen der Kontrolle. Über Instagram, Telegram und andere Channels erleben sie, wie ihre Familien im Ausland leben. Sie sehen: Freiheiten, von denen sie im Iran nur träumen können, sind anderswo Selbstverständlichkeiten.
Ich bin im Iran aufgewachsen und habe in meinen 28 Jahren dort nur ein einziges Mal eine Frau ohne Hidschab auf einer iranischen Straße gesehen. Mir wurde gesagt, dass sie psychische Probleme hatte und sich nicht an die neuen islamischen Regeln anpassen konnte. Entfremdet in der Stadt war sie eine Erinnerung an die freie Zeit im Iran, in der Frauen einen freien Kopf haben durften. Jahre später eröffneten die sozialen Medien mir und allen anderen Iraner:innen entgegen aller Filterung eine neue Welt. Eine Welt, in der das Motto der Proteste von 2022 – „Frauen, Leben, Freiheit“ – kein Schlachtruf ist, sondern ihre Forderung Alltag.