Am ersten sonnig-warmen und maskenfreien Juni-Samstag auf dem Neuen Wall in Hamburg hatte man den Eindruck, Corona sei vorüber und auch sonst alles wie früher und die Welt aperolspritzig in Ordnung. Vorm Louis Vuitton Store standen 17 Personen in der Warteschlange, vor Hermès fünf, vor Prada vier und vor Gucci sechs junge Männer – und letztere sahen eher nach Nightlife als nach Schifffahrtsbranche aus, sie trugen bereits Doppel-G-Gürtel. Im ehrwürdigen Alsterhaus hingen statt „anständiger“ Konfektion flamboyante Logo-Jogginghosen von Balenciaga, und im Erdgeschoss flimmerte der farbgewaltige Pop-up-Shop der brandneuen Gucci-Adidas-Collaboration.
Das alles kam mir an jenem Samstag überhaupt nicht entgegen: Ich hatte schreiben wollen, dass sich die Luxusbranche post-Covid (wenn man den Begriff wagen darf) in Richtung Nachdenklichkeit und Zurückhaltung wertewandelt. Turns out: Es ist doch etwas komplizierter.